15.09.07

Burgeralarm im Öko- und Dönerbezirk

Gestern hat in Friedrichshain-Kreuzberg der erste McDonalds des Bezirksteils Kreuzberg eröffnet, nachdem X-Berg jahrzehntelang McDonalds-freie, aber nicht Fastfood-freie Zone war. Durch indymedia erfahren wir, dass sich seit dem Baubeginn im Frühjahr eine Arbeitsgruppe namens "Kein McDonalds in SO36" gebildet hat. Laut indymedia soll es bereits letzte Woche Proteste gegen die Eröffnung gegeben haben, die nicht ausschliesslich friedlicher Natur waren, denn auch Farbbeutel und Steine kamen zum Einsatz. Die Berliner Zeitung berichtet, es habe sich auch eine Bürgerinitiative gegründet, die Kritik an der Fastfoodadresse übe, weil nebenan ein Oberstufenzentrum sei, und sogar der Grünen-Bundestagsabgeordnete von Friedrichshain-Kreuzberg, Hans-Christian Ströbele, hat sich mit den Worten:
"Ich hätte mir an dieser Stelle etwas anderes gewünscht"
öffentlich gegen die McDonalds-Eröffnung an der Wrangelstraße/Ecke Skalitzer Straße ausgesprochen. Einen sehr intereressanten und gut geschriebenen Artikel bietet Spiegel online.
Über die Eröffnung sind widersprüchliche Informationen in der Presse zu finden. Allen gemeinsam ist, dass Proteste und Gewalt befürchtet wurden, daher starke Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, aber nichts geschehen sei, abgesehen von den Rufen vierer Bürgerinitiativler
"Kein McDonald's in Kreuzberg, kein McDonald's in Kreuzberg!",
weiss der Tagesspiegel zu berichten. Nach diesem Artikel heisst es,
"Eine Horde Schüler verlangt nach Fastfood - aber die Tür bleibt zu. Kinder, die Schule schwänzen und schon morgens Kalorienbomben in sich hinein stopfen, sind schlechte Publicity, denken sich die Verantwortlichen womöglich."
In den Berichten von net-tribune und indymedia wurde die Menschengruppe als Berufsschüler vom gegenüber befindlichen OSZ, und damit nicht als Kinder, sondern als Jugendliche bezeichnet. Irgendwo lief auch die Fehlinformation durchs Netz, das Kalorienbomben-Restaurant befände sich an einer Grundschule.
Im Stadtplan ist die Lage des Fastfoodrestaurants eindeutig zu sehen. McDonalds hat geschäftstüchtigerweise ein Gebiet gefunden, welches von 4 Schulen umlagert ist, und zwar sind 2 Oberschulen, eine Sprachenschule und ein OSZ dort angesiedelt. Bei diesem Oberstufenzentrum, direkt gegenüber, handelt es sich um die Berufsschule für Verkäuferauszubildende, mit einem Zweig für Fachabitur im Bereich Handel und Verwaltung.
Der angeführte Tagesspiegelartikel geht meiner Meinung nach auf eine naiv-dümmliche Art gegen die Eröffnung, was aber nur dem vergleichenden Leser richtig ins Auge fällt, wofür die kleine Falschdarstellung von der Schülergruppe ein gutes Beispiel ist. Da für das kleine Ereignis einer Eröffnung ohne Festaktivität gleich 3 Tagesspiegel-Mitarbeiter vor Ort waren, und allgemein bekannt ist, dass Pressefuzzis kostenlosen Kaffee und Häppchen, in diesem Fall Kuchen erhalten, kann sich jeder Leser denken, was er will. *fg*
Nachdem also die Eröffnung ohne Feierlichkeiten, aber auch ohne Zwischenfälle stattgefunden hat, fand heute der nächste Anschlag auf den Burgerbräter statt, und zwar erfolglos mit Kastanien. Anschliessend haben die Personen nach Steinen gesucht ... und wurden festgenommen.

Meine Meinung:
Ich persönlich kann die Proteste nicht verstehen, die sich gegen eine einzige Filiale richten. Am Mittwoch hat im Alexa ebenfalls ein McDonalds aufgemacht, aber von Protesten ist nichts bekannt geworden. Jedes einzelne Argument des Protests lässt sich aushebeln, wenn man sich die Zeit und Mühe machen wollte.
Diese Gewalt ist in meinen Augen sowieso das Letzte! Wem McDonalds nicht passt, braucht schliesslich nicht dort hin zu gehen. Aber es wurmt die Gegner vielleicht, von vornherein zu wissen, dass sie mit ihrer Meinung in der Minderheit sind.

Mein Besuch:
Heute habe ich dem Burgerrestaurant einen Besuch abgestattet, nachdem mich die Presse auf diese zum Politikum gemachte Filiale aufmerksam werden liess. Gerade noch vor Anbruch der Dunkelheit traf ich dort ein.
Die Filiale beinhalt einen "McDrive" und eine "McCafé". Letzteres kannte ich bisher noch nicht, womit ich mich nun etwas als McDonalds-Abstinenzler oute. Die Filiale hat, zusätzlich zum gewohnten Tresen, eine Cafétheke, wo die heutzutage üblichen Kaffee-Kreationen - vom Latte bis zum Espresso - in durchsichtigen Gläsern angeboten werden, wogegen es in den normalen Filialen nur die Filterplörre im gewohnten Pappbecher gibt. Ausserdem gibt es Kuchen, sogar Brownies. Ich nehme mal an, damit die neuen Kaffeegeschäfte dem Fastfooder nicht den Rang ablaufen. Die Inneneinrichtung ist in 3 Segmente unterteilt: Einfache Stühle an einfachen kleinen Tischen, die man in eine Reihe zusammenschieben kann. Dann gibt es lange weiße Tische, die an ein Sushi-Restaurant erinnern, mit runden roten Hockern davor. Das dritte Segment hat Kaffeehauscharakter, indem die Stühle wie Polstersessel aussehen. Diese sind allerdings recht einfach gemacht und auffallend schmal - also nichts für Dicke. Dort haben ich ein freies Plätzchen gefunden. Die Tische sind nur kniehoch, so dass man sich beim Essen stark nach vorne beugen muss, es sei denn, man wäre sehr klein - also auch nicht gerade rückenfreundlich. Aber es standen sehr hübsche Kerzen auf unseren Tischen.
... Das Essen war wie immer, ist ja auch genormt.
Das Lokal war für den zweiten Tag, und heute ist immerhin Samstag, sehr gut besucht. Auch das Publikum war wie immer bei McDonalds: Viele Teens, vorwiegend junge Leute, Familien...
Gewundert haben wir uns über die geringe Größe der Filiale, da sehr viel von dem Grundstück unbebaut ist. Es wäre sicher gemütlicher, wenn die Tische nicht alle ganz so dicht zusammengedrängt wären.
Ok, nun war ich mal vor Ort und habe mir die Filale sowie das Treiben rundherum angesehen, aber generell bin und bleibe ich kein McDonalds-Gänger, obwohl ich mich auch nicht zu den Gegnern dieses Konzerns zähle.

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