12.10.08

Reich-Ranickis Kritik an der deutschen Fernsehpreisverleihung


Nachdem schon heute früh in den Zeitungen zu lesen war, dass Marcel Reich-Ranicki bei der Aufzeichnung zur Verleihung des deutschen Fernsehpreises einen Eklat herbeigeführt hat, war ich gespannt, ob das ZDF seinen Beitrag herausschneiden oder senden würde. Herausschneiden wäre etwas peinlich, da die Presse bereits darüber berichtet hat und aufgrund dieser Berichterstattung sicher mehr Zuschauer zu erwarten sind. Ginge man davon aus, dass die Mehrheit der Bevölkerung keine Zeitung liest, könnte man denken, so eine Zensur fiele dementsprechend nicht vielen Leuten auf. Aber wer guckt schon gross Fernsehpreis? Da würde ich mal vorsichtig nicht von der Mehrheit der Bevölkerung ausgehen. Also was ist nun peinlicher? Diesen Beitrag senden oder zensieren? Oder haben Fernsehfuzzis gar kein Schamgefühl, weil sich das nicht mit den Quoten vereinbaren lässt?
Aber hier nun erst einmal der Redebeitrag von Marcel Reich-Ranicki:



Sehr interessant fand ich, nebenbei bemerkt, auch die Mimik der teilweise bekannten Gesichter im Publikum. Recht hat Reich-Ranicki meiner Meinung nach: Das Fernsehen ist oft allerunterste Schublade und ich denke, wir Zuschauer können gar nichts anderes tun, als den Fernseher ausgeschaltet zu lassen oder DVD zu gucken. Solange die Privaten für ihre Trash-Formate gute Quoten bekommen, werden sie nur versuchen, immer billiger zu produzieren - und die Öffentlichen werden auf der quotenbringenden Welle mitschwimmen. Der Literaturkritiker hat offensichtlich schon lange nicht mehr das sog. "Unterschichtenfernsehen" eingeschaltet, und so sagte er in seiner Ansprache, dass er nicht geahnt habe, was da auf ihn zu komme, und dass er nicht in diese Reihe gehöre. Insofern könnte man diesen Fernsehpreis genaugenommen sogar als Beleidigung verstehen. Daher war es in doppeltem Sinne ein Fauxpas der Fernsehfuzzis, ihn überhaupt zu dieser Preisverleihung einzuladen. Schon alleine deshalb finde ich es gerechtfertigt, dass Ranicki aus der Rolle gefallen ist, anstelle den Preis anzunehmen.
Ist denn so eine Preisverleihung der richtige Rahmen für eine vernichtende Kritik am deutschen Fernsehen? Meines Erachtens nach existiert kein richtiger oder falscher Rahmen für eine derartige Kritik. Es war seine Redezeit und die freie Meinungsäusserung ist im Grundgesetz verankert. Natürlich hat jeder Mensch das Recht, seiner Meinung Ausdruck zu verleihen, aber bewirken kann man nur etwas, wenn sie auf fruchtbaren Boden fällt. Reich-Ranicki hat auf der Preisverleihung die Gunst der Stunde erkannt, um seiner Meinung in einem Millionenpublikum Gehör zu verschaffen. Ändern wird sich durch diesen Eklat nichts, denn wichtig sind nur die Quoten, und solange sich genug Zuschauer finden, die sich für niveaulose Comedys und "Strassenfernsehen" interessieren, bleibt alles so oder wird noch schlimmer.
Zum Abschluss noch mal was Lustiges:


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