18.10.08

Wie der Vogel

Heute war ich in einem Restaurant zu Gast, an dem ich schon unzählige Male vorbeigelaufen oder -gefahren bin, aber noch nie einen Blick hineingeworfen hatte.
Die Aufmachung der Location habe ich von Außen als stilvoll empfunden, so dass ich vermutete, dort etwas "Besseres" zu finden. Umso erstaunter war ich über die schlichte, langweilige Innenausstattung. Der erste Raum, in dem sich der Tresen befindet, wirkte auf mich noch eher gemütlich, vielleicht weil er recht schmal ist. Zu rechter Hand, von der Tür aus gesehen, ist ein zweiter, größerer Raum, der auf mich einfach nur kahl wirkte, obwohl wenigstens auf jedem Tisch ein Teelicht im Glas stand.
Der Moment des Eintretens in das Restaurant war schlimmer als in einer übersichtlichen, ruhigen U-Bahn. Wer Auftritte mag, wird es genießen, dass sich mit dem Öffnen der Tür schlagartig alle Blicke auf den Neuankömmling richten. Ich gehöre nicht zu diesen ständig nach Beachtung suchenden Menschen, und fand es von daher sehr unangenehm, so dass bei mir wohl ein Fluchtreflex einsetzte und ich in den zweiten, fast leeren Raum lief. Den ersten, kleineren Raum habe ich mir erst genauer angesehen, als ich vorsichtig um die Ecke lugte, um zu prüfen, ob ich mich zur Toilette vor wagen könnte. Erwähnenswert ist, dass in den WC-Kabinen das Licht nicht per Schalter, sondern über einen Bewegungssensor angeschaltet wird. Also auf dem Thron immer schön mit dem Kopf wackeln, sonst wird es dunkel.
Die Speisekarte ist interessant, und zwar nicht nur optisch, weil sie selbst-gebastelt und sogar teilweise handgeschrieben ist, sondern weil dort wirklich außergewöhnlich gekocht wird. Ich denke mal, als gehobene Küche bezeichnet man das, was dem durchschnittlichen ungebildeten Menschen Probleme bereitet, die Speisekarte zu verstehen. Zu finden sind dementsprechend auch Gerichte, die der durchschnittliche Gaumen wohl weniger kennt.
Meine Begleitung hat es geschafft, sich etwas besonders Exotisches für 8,-€ aus der aktuellen Wochenkarte heraus zupicken, was ich sehr neugierig probiert habe. Es waren Nudeln in Bonbonform, die mit einer süßen Walnuss-Irgendwas-Masse gefüllt und karamellisiert waren. In diesem Moment habe ich zum ersten mal den Aha-Effekt gehabt und begriffen, warum es schön sein kann, eine Nudel-Maschine zu Hause zu haben, sich also Nudeln selbst zu machen. Geschmeckt hat das exotische Gericht süß, scharf, etwas fettig und es war ziemlich sättigend. Für mich wäre diese Speise eher als Nachtisch und dementsprechend kleiner portioniert interessant gewesen, aber beeindruckend war es allemal.
Ich hatte Pappardelle für 8,50 €, was nichts anderes als breite Bandnudeln sind, mit Rinderfiletspitzen, die übrigens wie normales Rindfleisch geschmeckt haben, mit getrockneten Tomaten, Pinienkernen ... alles sehr interessant und ungewöhnlich sättigend. Über den Sättigungsfaktor bin ich wirklich beeindruckt, denn ich habe an diesem Tag nichts mehr gegessen, obwohl ich noch lange wach war.
Da während unseres Besuch gerade Happy-Hour war, suchten wir uns noch einen Cocktail für 4,50 aus. Mir fiel auf, dass die meisten Cocktails dort wenig Alkohol enthalten. Immerhin habe ich zwei Stück gefunden, die vier hochprozentige Alkoholika in sich haben. Entschieden habe ich mich dann für einen Cocktail, der Wodka, Gin, Rum, Tequila sowie Sekt und noch ein paar andere Zutaten enthalten sollte. Richtig zufrieden war ich mit dem Drink aber nicht, obwohl der Geschmack ok war, denn ich hatte das Gefühl, dass ich sehr wenig Hochrpozentiges im Glas hatte.
Die Bedienung, die ich erwischt hatte, war nicht gerade angenehm. Gebettelt und verkauft wurde zum Glück nicht, währenddem ich zu Gast war in diesem Restaurant.
Alles in allem hätte ich nicht den Wunsch, dort wieder einzukehren, höchstens in ein paar Jahren mal wieder zu sehen, wie sich das Restaurant verändert hat.

1 Kommentar:

Markus hat gesagt…

Ich fand das Essen im Pfau sehr in Ordnung, aber das Interieur hat mir gar nicht gefallen.