26.04.09

Pro Ethik

Heute war die Abstimmung, ob wieder Religionsunterricht in den Berliner Schulen eingeführt werden soll. Die Frage des, von den Religiösen ins Leben gerufenen, Volksentscheids namens "Pro Reli" war klar und einfach formuliert, so dass jeder wusste: wer Religionsunterricht an der Schule haben möchte, stimmt mit "ja" und wer dagegen ist, kreuzt "nein" an. Glücklicherweise wurde der religiöse Angriff abgeschmettert!
25% der Stimmen aller Wahlberechtigten wären erforderlich gewesen, um den Volksentscheid durchzubringen und natürlich mehr Ja- als Nein-Stimmen. Jedoch stimmten nur 14,2% (346.119 Stimmen) aller Wahlberechtigten (2,4 Millionen) für die Initiative "Pro Reli". Nur 29,2% der Wahlberechtigten haben sich überhaupt ins Wahllokal bemüht, und von denen stimmten 51,3% der Teilnehmer mit Nein und 48,5% mit Ja. (Quellen: rbb, Zeit, tagesspiegel)
Ich war müde, sehr müde sogar und hätte gerne den ganzen Tag gammelig zu Hause verbracht. Doch obwohl es mir schwer fiel, habe ich mich aufgerafft, um meine Nein-Stimme in die Urne zu werfen. Eigentlich geht es mich gar nichts an, denn ich gehe nicht mehr zur Schule und habe auch keine schulpflichtigen Nachkommen in Berlin.
Trotzdem war es mir wichtig, nicht nur passiv zu hoffen, dass genug Menschen zu faul sind, um abzustimmen, und das Volksbegehren durch Verweigerung scheitert. Vermutlich war es mir einfach sehr wichtig, etwas gegen den drohenden Einzug von Religionsunterricht in die Schulen zu tun, weil ich in meiner Kindheit unter dem religiösen Herumgezerre der Erwachsenen leiden musste. An meiner ungläubigen Seele zerrten Katholiken, Protestanten sowie Zeugen Jehovas, und ich bin froh, dass ich sie alle abschütteln konnte. Um nur eine Anekdote zu nennen: Ich erinnere mich an eine Unterrichtsstunde, als die Lehrerin für den evangelischen Religionsunterricht erkrankt war und eine Nonne zur Vertretung angewatschelt kam. Damals waren wir in der ersten oder zweiten Klasse und die Vermummte redete uns ein, dass wir alle Böse seien, weil wir falsch getauft wurden und die Nicht-Getauften - das war unter anderem ich - sind überhaupt die Allerschlimmsten; wir sind vom Teufel besessen und werden in der Hölle schmoren... Als Kind fand ich das schlimm!
Meiner Meinung nach hat Religion, selbst wenn es wirklich möglich wäre, den vielen verschiedenen Glaubensrichtungen in einer Schule für alle gerecht zu werden, nicht das Geringste an den staatlichen Schulen zu suchen. Wer Religionsunterricht haben möchte, sollte sich dazu in die Kirche bemühen, denn dort gehört diese Art von Unterricht hin. Da verstehe ich auch wirklich nicht, wie man diese Unverschämtheit besitzen kann, Religionsunterricht von der Schule und damit vom Staat zu verlangen. Der Staat wäre eigentlich neben der Allgemeinbildung insbesondere für den Politikunterricht und das Demokratieverständnis gefordert. Das sind theoretisch die Interessen unseres Staates und unserer Gesellschaft, aber noch nicht mal denen trägt er ausreichend Rechnung.

Die Fotos lassen sich fast alle grossklicken.

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